Geschichte der DSTIG
Geschichte der DSTIG
Die Geschichte zum Vorbild: Neisser und Blaschko gründen die DGBG
Um die Bedeutung der DSTDG zu erkennen, sowohl historisch als auch politisch, fachlich und ideell, lohnt sich ein kurzer Rückblick in die Geschichte.
„Einen Mittelpunkt für alle Bestrebungen zu schaffen, welche zu einer Einschränkung der Geschlechtskrankheiten führen können“ – so lautet das 1902 selbstformulierte Ziel der Fachgesellschaft im Gründungsaufruf der „Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (DGBG)“, aus der später die DSTDG hervorging. Der Breslauer Venerologe Albert Neisser, der 1879 den Erreger der Gonorrhö entdeckte, wurde zum ersten Vorsitzenden der DGBG benannt. Ein weiteres prominentes und äußerst engagiertes Mitglied der Gesellschaft war Alfred Blaschko. Er wurde 1902 zum Generalsekretär ernannt und übernahm ab 1916 den Vorsitz der DGBG.
Bis zu 10.000 Mitglieder
Organisiert war die Gesellschaft anfangs in Ortsgruppen und Zweigvereinen, zählte 10 Jahre nach ihrer Gründung bereits 5.000 und nach dem Ersten Weltkrieg sogar 10.000 Mitglieder – eine stolze Zahl von der wir heute nicht zu träumen vermögen! Der Vorsitzende Blaschko hatte es geschafft, in der DGBG nicht nur das bildungsbürgerliche Milieu, sondern Menschen unterschiedlichster gesellschaftlicher Schichten, aus allen politischen Lagern zu vereinen. Innerhalb der Fachgesellschaft sollten die Auseinandersetzungen über die Strategien zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten geführt, und Werte- und Moralvorstellungen diskutiert werden. Die Vertretung verschiedener Ansichten war gewollt und kein Ausschlusskriterium. Die Aktualität und Brisanz des Themas „Geschlechtskrankheiten“ kam der schnellen und breiten Akzeptanz der jungen Fachgesellschaft zugute.
Niedergang im Dritten Reich
Der Zweite Weltkrieg brachte den vorläufigen Niedergang der DGBG. 1933 trat der gesamte Vorstand geschlossen zurück da die Gesellschaft unter den Nationalsozialisten dem „Reichsausschuss für Volksgesundheit“ unterstellt wurde und über keine eigene politische Stimme mehr verfügte. 1955 gelang es die DGBG neu zu gründen, doch erst Anfang der 1980er Jahre, mit dem Aufkommen von HIV/AIDS, schaffte es die Gesellschaft wieder eine größere Öffentlichkeit – jenseits der Fachwelt – und politischen Einfluss zu gewinnen. Eine neue Satzung, welche die Vergrößerung des Vorstandes von 5 auf 15 Personen, sowie die Umbenennung in „Deutsche STD-Gesellschaft – Deutschsprachige Gesellschaft zur Prävention sexuell übertragbarer Krankheiten“ beinhaltete, wurde auf der Mitgliederversammlung im Oktober 1994 verabschiedet.
Neueste Entwicklung
Prof. Dr. Detlef Petzoldt leitete von 1986-1998 die Gesellschaft und ist heute noch als Ehrenmitglied aktiv. Sein Nachfolger Prof. Dr. Gerd Gross übernahm das Amt des Vorsitzenden von 1998-2010. Auf der Mitgliederversammlung im September 2010 wurde Prof. Dr. Norbert Brockmeyer zum neuen Präsidenten der DSTDG gewählt.
Durch die Mitgliederversammlung angenommen wurde im September 2011 die Namensänderung der Gesellschaft in "Deutsche STI-Gesellschaft - Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit" (DSTIG).
Chronik der Präsidenten der DSTIG (bzw. DSTDG/DGBG)
1902 - 1916 Albert Neisser, Breslau
1916 - 1922 Alfred Blaschko, Berlin
1922 - 1933 Josef Jadassohn, Breslau
1933 Bodo Spiethoff, Jena (Infolgedessen Rücktritt des gesamten Vorstandes)
1955 - 1957 Prof. Dr. Alfred Stühmer, Freiburg
1958 - 1965 Prof. Dr. P. H. Keller, Aachen
1965 - 1970 Prof. Dr. W. Kalkoff, Freiburg
1970 - 1975 Prof. Dr. W. Schneider, Tübingen
1975 - 1984 Prof. Dr. Hans-Joachim Heite, Freiburg
1984 - 1998 Prof. Dr. Detlef Petzoldt, Heidelberg
1998 - 2010 Prof. Dr. Gerd Gross, Rostock
seit 2010 Prof. Dr. Norbert H. Brockmeyer, Bochum
Literatur zur Geschichte der DSTIG:
- Sauerteig L, Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (DGBG), 1902-2002, Akt Dermatol 2002; 28:393-397.
- Vogt H.J., Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten (DGBG/GBGK) Die Ära von 1945–1984, Hautarzt 2003, 54:886-893.
- Petzoldt D, Von der „Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“ zur „Deutschen STD-Gesellschaft“ 1985-1996, Hautarzt 2004, 55:322-324.